Tag 3...
Unser Haus ist bis in die letzte Ecke bevölkert von Katzen. Unsere eigenen Katzen und die von uns aufgepäppelten Katzenkinder sind völlig verwirrt, denn so einer massiven Invasion von Neuankömmlingen haben sie noch nie gegenüber gestanden. Zudem durchdringt das gesamte Haus ein "dezenter" Duft nach unkastriertem Kater. Jeder, der schon mal auch nur einen einzigen solchen Kater in der Wohnung hatte, weiß, wovon wir sprechen. Nur bei uns befindet sich nicht nur EINER dieser Stinker sondern gleich NEUN !!! Unsere eigenen Kater, natürlich alle kastriert, sind vollkommen aufgedreht, irgendwie scheint da doch noch ein Funken an Erinnerung zu sein an "damals"...
Die armen kleinen Viecher aus der Fabrik kauern sich in ihren Boxen und Körben, sie verharren bewegungslos und voller Panik und auch das angebotene Futter wird nur von wenigen angenommen. Wir lassen sie weitestgehend in Ruhe, denn morgen ziehen sie ja schon wieder um ins Tierheim. Sie alle haben Ohren die bis "oben hin" mit Milben verseucht sind und viele haben tränende Augen und eine triefende Nase. Gut, dass unsere Katzen und auch die Katzenkinder schon durchgeimpft sind. Denn trotz der räumlichen Trennung breitet sich ein Schnupfenvirus ja rapide aus.
(anbei die ersten Fotos der bedauernswerten Flusentiere)
Wie wir bei der Einfangaktion gesehen haben, befinden sich auf dem Fabrikgelände noch mehrere Katzen, die uns aber leider gestern nicht in die Fallen gegangen sind. Denen können wir uns aber erst widmen, wenn die gestern eingefangenen Tiere nach Glüder gebracht worden sind, denn noch mehr Tiere aufzunehmen ist einfach unmöglich und auch alle angefragten Unterbringungsmöglichkeiten sind bis auf den letzten Platz besetzt, wie leider fast immer. Bis dahin fahren wir morgens und abends zu den verbliebenen Tieren und versorgen diese weiterhin mit Futter und Wasser.
Tag 4... - Vormittag
Dienstagmorgen, kurz nach zehn Uhr. Wir rufen erneut bei der stellvertretenden Tierheimleiterin an und klären mit ihr nochmals kurz das weitere Vogehen. Danach rufen wir in Glüder an und informieren wie vereinbart die Tierpflegerin über die Anzahl der Katzen die wir ins Tierheim bringen wollen. Sie sagt zu, die Quarantäneboxen fertig zu machen und wir vereinbaren, dass wir gegen 13 Uhr in Glüder sein werden.
Um kurz vor zwölf beginnen wir dann damit, die Katzen wieder in ihren Transportboxen unter zu bringen und sie nach und nach ins Auto zu verfrachten. Da in einem Auto nicht ausreichend Platz für so viele Körbe und Boxen ist, erhalten wir Hilfe von Anne, die mit uns gemeinsam nach Glüder will und wir sind glücklich, als wir um kurz vor eins endlich alle Katzen wieder eingefangen und alle Boxen gut verstaut haben.
Doch dann das Unglaubliche:
Um genau zwei Minuten vor eins, also unmittelbar, bevor wir eigentlich schon in Glüder sein wollten, klingelt bei uns das Telefon und die stellvertretende Tierheimleiterin informiert uns darüber, dass Frau Kleimt ihr soeben mitgeteilt hätte, dass sie die Katzen nicht aufnehmen würde. Das Tierheim wäre voll, die von uns eingefangenen Katzen ja sicherlich verwildert und nicht ausgesetzt oder weggelaufen und für solche Tiere wäre das Tierheim nicht zuständig... Angeblich hätte Frau Kleimt mehrfach versucht, uns persönlich zu erreichen, es wäre aber niemand ans Telefon gegangen (seltsam, denn bei uns läuft ständig der AB, so natürlich auch an diesem Tag) und so solle uns dann eben über Dritte mitgeteilt werden, dass die Tiere nicht nach Glüder gebracht werden könnten.
Wir teilen der stellvertretenden Tierheimleiterin mit, dass wir Zuhause und somit jeder Zeit erreichbar sind und dass Frau Kleimt sich bitte melden solle. Immerhin hätten wir die Zusage zur Übernahme gehabt.
Wenige Minuten später ein erneuter Anruf: Frau Kleimt ist nicht bereit, mit uns zu sprechen, es bleibt dabei, die Tiere werden nicht aufgenommen, das Tierheim ist überfüllt und nicht zuständig...
Wir sitzen also hier, elf Katzen bei gerade mal zwei Grad Außentemperatur im Auto befindlich und niemand, der zuständig ist. In unserer Not rufen wir beim Veterinäramt an. Aber egal welche Nummer wir wählen, nirgendwo geht jemand ans Telefon. Nach Ewigkeiten erreichen wir endlich den Leiter der Lebensmittel- und Veterinäramtes, der auch "auf dem Sprung" ist, uns aber kurz und bündig mitteilt, wenn wir die Zusage der Übernahme erhalten haben müsse das Tierheim die Tiere auch aufnehmen.
Bei Frau Kleimt geht niemand ans Handy, wir also erneut die stellvertr. TH-Leiterin angerufen, sie solle dies bitte klären. Erneute Rückmeldung: Keinerlei Bereitschaft zum Gespräch, keinerlei Bereitschaft zur Übernahme der Tiere, keinerlei Bereitschaft uns in irgendeiner Form weiter zu helfen.
Nachdem niemand in ganz Solingen zuständig zu sein scheint für in Not befindliche Katzen, wenden wir uns an die Kassenprüferin des Tierheims, die uns seit Jahren bekannt ist. Immerhin sollte diese ja eine gewisse Einflussmöglichkeit haben. Aber weit gefehlt. Trotz mehrerer Telefonate, insgesamt fast über zwei Stunden hinweg, immer nur die gleiche Aussage: Wir sind nicht zuständig, wir haben damit nichts zu tun, wir haben keine Zusage erteilt (wer wird hier der Lüge bezichtigt? Die stellvertretende Tierheimleiterin oder wir?), wir haben kein Geld, wir haben keinen Platz, wir haben damit nichts zu tun.
Auf den Hinweis, dass Frau Schorn, welche seit fast einem Jahrzehnt im Auftrag und in Zusammenarbeit mit dem Tierheim in Solingen verwilderte, ausgesetzte und entlaufene Katzen einfängt bei der Einfangaktion beteiligt war und dass es bisher niemals Probleme gab, eingefangene Tiere im Tierheim abzugeben, kommt die Antwort, mit Frau Schorn habe man gar nichts zu tun.
Ein Anruf der Kassenprüferin beim Veterinäramt ergibt auch nicht wirklich viel Neues. Das Tierheim sei vertraglich nur dazu verpflichtet, 60 Katzen aufzunehmen und man werde es nicht zur Aufnahme "unserer" 11 Katzen zwingen, denn dann stünden für eventuelle beschlagnahmte Tiere keine Plätze mehr zur Verfügung da das Tierheim schon am Rande seiner Kapazitäten sei. Außerdem hätte Frau Kleimt mitgeteilt, eine Zusage zur Übernahme hätte es niemals gegeben (obwohl es Zeugen für die mehrfachen Gespräche mit der stellvertretenden Tierheimleiterin gab und diese die ursprünglich gegebene Zusage auch an diesem Nachmittag in einem Telefonat unter Zeugen nochmals bestätigt hatte) und somit wäre diese Einfangaktion unser "Privatvergnügen" und wir sollten uns bemühen, die Tiere anderweitig unterzubringen.
Weitere Anrufe der Kassenprüferin bei Frau Kleimt ergeben nach wie vor keine Bereitschaft zur Hilfe, Tania Janke von Radio RSG schaltet sich ein und versucht ebenfalls, in einem persönlichen Gespräch mit Frau Kleimt etwas zu erreichen. Sie wird abgeschmettert, wie alle anderen auch. "Unser" Tierarzt versucht beim Veterinäramt zu intervenieren, ebenfalls ohne Erfolg. Einer schiebt dem anderen den schwarzen Peter zu und die Katzen sitzen nach wie vor in ihren engen Transportkisten im Auto zusammen gefercht und wir wissen nicht weiter.
Was sollen wir tun? Die sowieso schon vollkommen verängstigten Tiere alle wieder ins Haus bringen und wieder aus den Boxen lassen? Und das, wo sie gerade erst am Wochenende auf dem Fabrikgelände eingefangen wurden, wo sie doch gerade vor zwei Stunden erst aus dem Zimmer in dem sie untergebracht waren wieder in die Transportboxen gesetzt wurden? Was kann man solch bedauernswerten Tieren noch alles zumuten? Im Auto können sie aber auch nicht bleiben. Guter Rat ist teuer und wir rufen fieberhaft alle Stellen an, die uns in dieser Situation behilflich sein könnten.
Es ist unglaublich. Wir haben hier in Solingen ein Tierheim bzw. einen Tierschutzverein, welcher ein Hundehaus für annähernd eine halbe Million Euro gebaut hat für eine "Handvoll" Hunde hier aus Solingen die jährlich aufgenommen werden, aber es gibt keinen Platz für kranke und im Stich gelassene Katzen? Wo liegt da die Verhältnismäßigkeit? Was hat das noch mit Tierschutz zu tun?
MORGEN: HILFE NAHT.....