Manchmal kann ich einfach nur den Kopf schütteln über Besitzer von Katzen die sich an uns wenden.
Der Fundkater 250 befindet sich seit zwei Wochen bei uns. Er kam hier an in einem katastrophalen Zustand, war übersäht mit kleinen Wunden, Zecken, Milben etc. Der Kopf war eitrig. Nicht, wie wir zuerst dachten, aufgrund von Prügeleien sondern wegen des starken Befalls durch Parasiten. Die Ohren waren blutig und eingerissen von - höchstwahrscheinlich - Katerkämpfen, denn das Tier war unkastriert. Das Fell stand ab, er hatte wässrigen Durchfall. Dies bedingt durch Würmer/Giardien, die er beim Übergeben mit ausbrach.
Wir haben den Kater gesund gepflegt, ihn mehrfach vom Tierarzt behandeln lassen und wieder aufgepäppelt.
Gestern meldete sich dann der vermeintliche Besitzer des Tieres. Er kam vorbei, sah sich den Kater an, konnte aber nicht eindeutig feststellen ob es sich um sein Tier handelte. Auch seine mit anwesende Tochter war zuerst unsicher, meinte aber nachher ihren Kater wieder zu erkennen. Einen Nachweis darüber, dass es sich wirklich um den vermissten Kater der Familie handelte, blieben die beiden aber schuldig.
Da der Kater sich zum Zeitpunkt des Auffindens in einem äußerst verwahrlosten Zustand befand hatten wir das Veterinäramt und den Tierschutzverein eingeschaltet. Als wir den vermeintlichen Besitzer auf den Zustand des Tieres ansprachen meinte dieser, es handele sich halt um einen unkastrierten Kater, die müssten so aussehen, was wir eigentlich von ihm wollten. Außerdem sei der Kater öfter mal ein oder zwei Wochen weg und deshalb (sinngemäß) könne er nicht ständig über dessen Gesundheitszustand informiert sein.
|
In solchen Momenten möchte ich einfach nur noch schreien. Meine Wut darüber hinaus schreien, wie gedankenlos diese Menschen mit ihren eigenen Tieren umgehen, wie verantwortungslos sie sich anderen Tieren gegenüber verhalten und wie ignorant sie sich über alle Empfehlungen von Tierschutzorganisationen hinweg setzen.
Wir haben selber einige Kater, viele davon Freigänger, die meisten über fünf Jahre. UNSERE Kater gehen auch raus und treffen dort auf andere Kater. Aber UNSERE Kater kommen nur äußerst selten mit einer Blessur nach Hause. Denn UNSERE Kater sind KASTRIERT !!! Und unseren Katzen werden die Zecken entfernt wenn sie sich eine eingefangen haben.
Wie kann ich feststellen, dass mein Tier jeden Tag mit Wunden nach Hause kommt, mit Narben übersäht ist und trotzdem darüber hinweg sehen und nicht handeln? Wissen solche Menschen nicht, dass sich überwiegend nur potente Kater prügeln und dementsprechend zugerichtet werden? Interessiert das solche Menschen nicht? Ist es ihnen egal? Haben sie sich niemals über Katzen und deren Verhaltensweisen informiert bevor sie sich ein Tier "zugelegt" haben?
Außerdem:
Fast 80 % der gefundenen überfahrenen Tiere hier in Solingen sind unkastrierte Kater. Klar kommt hin und wieder auch mal ein unbedachter kastrierter Kater unter die Räder, das wird sich nie vermeiden lassen, aber die Fälle kann man an einer Hand abzählen. Kastrierte Kater halten sich meist in der Nähe ihres Zuhauses auf, streunern weniger, sind nicht durch rollige Kätzinnen abgelenkt und laufen deshalb nicht wie blind durch die Gegend.
Auffällig ist, dass diese überfahrenen und unkastrierten Kater nur in den allerwenigsten Fällen von irgend jemandem vermisst werden. Entweder haben Menschen die keine Notwendigkeit darin sehen sich um ihr Tier zu kümmern und es kastrieren lassen auch wenig Interesse daran im Falle des Verschwindens zu erfahren was mit ihm passiert ist, oder aber es handelt sich um verwilderte Kater die niemals ein Zuhause kennen gelernt haben. Welche der beiden Alternativen mich trauriger oder wütender stimmt kann ich nicht sagen...
Des Weiteren:
Wir haben jetzt, obwohl es gerade erst Anfang April ist, schon wieder die ersten tragenden Kätzinnen bzw. die ersten Würfe von Katzenwelpen. Alle gezeugt und geboren von Tieren die nicht kastriert wurden. Oftmals handelt es sich bei den Vätern um unkastrierte Kater die ein Zuhause haben, bei den Müttern meist um verwilderte oder ausgesetzte Tiere. Die Halter der unkastrierten Kater geben wenn wir sie auf die fehlende Kastration ansprechen Kommentare ab wie "in unserer Nachbarschaft gibt es keine unkastrierten Kätzinnen" oder "unser Kater streunt nicht" oder auch "es ist unnatürlich einen Kater zu kastrieren".
Auch der vermeintliche Besitzer meinte, er würde sehr ländlich leben, wieso er dann einen Kater kastrieren lassen sollte. Und auch für die eventuell durch seinen Kater verursachten "Schwangerschaften" von wild lebenden Katzen interessierte er sich herzlich wenig.
Die Folge:
Da es aufgrund des Geruchs meist unerträglich ist mit einem potenten Kater zusammen zu leben handelt es sich bei diesen Tieren meist um Freigänger die im Frühjahr jede Katze decken die ihnen in die Quere kommt und so jedes Jahr aufs neue für unendliches Leid von alleine hier in Solingen tausenden von ungewollten Katzenbabys sorgen. Die Katerbesitzer interessiert dies nicht, sie bekommen das ja alles nicht mit.
Um den ungewollten Katzennachwuchs können sich dann Tierschützer, Tierschutzorganisationen oder wer auch immer kümmern. Wenn die Katzenkinder nicht vorher überfahren werden oder verhungern oder elend an unzähligen Krankheiten zugrunde gehen. Die, die überleben, sind meist krank, haben von der Mutter gelernt dass Menschen Feinde sind und können, wenn sie denn eingefangen werden können, oftmals nicht mehr vermittelt werden weil sie nicht zu sozialisieren sind. Sie sind dann dazu verdammt, ihr Leben in einem Tierheim zu verbringen. Von den daraus resultierenden Kosten die der Steuerzahler zu tragen hat möchten wir hier gar nicht reden.
Nicht zuletzt:
Es scheint diese Menschen aber auch nicht zu interessieren, dass der überwiegende Teil der unkastrierten freilaufenden älteren Kater FIV-positiv ist, also an Katzenaids leidet. Dieser Virus wird überwiegend von unkastrierten Katern bei Revierkämpfen übertragen oder beim Deckakt auf die Kätzinnen welche dann ihre noch ungeborenen Welpen infizieren.
Der Fundkater 250 war zum Glück negativ...
|